Im Reich der Homunkuliden by Rudolf Hawel

Im Reich der Homunkuliden by Rudolf Hawel

Autor:Rudolf Hawel [Hawel, Rudolf]
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2009-02-23T19:53:56+00:00


Drittes Kapitel

Der erste Morgen im Reiche der Homunkuliden. Das Zeitungswesen anno 3907. Ein Besuch bei Gelehrten. Die Altersversorgung der Homunkuliden.

Ein wunderbarer Morgen war angebrochen. Der Herr Professor war mit einem Gefühl unbeschreiblichen Wohlbehagens erwacht. Er drückte auf den Taster, um Lorenz herbeizurufen. Aber statt seiner trat mit einer tiefen Verbeugung ein Homunkulide herein, die Kleider des Herrn Professors tragend.

»Der Herr Professor befehlen?« fragte er.

»Guten Morgen, mein Herr, wo ist Lorenz?«

»Herr Lorenz sieht zum Fenster hinaus und raucht seine Pfeife!'

»Der macht's gut, warum kommt er nicht, wenn ich ihn rufe?«

»Diese Leitung, Herr Professor, führt nicht in sein Zimmer. Wenn Herr Professor etwas befehlen, wir sind angewiesen – – –«

»Nein, nein«, unterbrach der Professor den dienstbereiten Homunkuliden, »da würde Lorenz schwer gekränkt sein, das geht nicht an, ich danke und bitte, rufen Sie mir sofort Lorenz herein!«

Der Homunkulide ging.

Nach kurzer Zeit betrat Lorenz das Gemach.

»Na, wie haben Sie geschlafen?« fragte der Professor.

»Danke, Herr Professor, es geht an; ich habe geträumt, daß wir in dem Luftschiff fahren. Es war eine sehr angenehme Fahrt. Die ganze Stadt sah aus, als hätte sie ein Kind aus einer Spielwarenschachtel zusammengestellt. So klein alles. Dann hab' ich unser Haus gesehen und die Gasse und das kleine Wirtshaus an der Ecke, und alle Gäste sind auf der Straße heraußen gestanden und haben zu uns hinaufgeschaut. Und mitten unter ihnen stand Wetti und winkte mit ihrem Sacktuch. Da hab' ich den Kapitän gebeten, das Schiff hinunterzulassen, und er tat es, als aber das Schiff auf der Erde aufplumpste, da wachte ich auf, ich hatte mir in meiner Freude den Kopf am Nachtkästchen angeschlagen.«

»Das ist bös'«, lachte der Professor.

»Und wie ich dann munter war, hab' ich mich angezogen und mir die Pfeife gestopft. Auf einmal kommt ein Homunkulide herein und fragt, was ich befehle, ich hätte ihn gerufen. Da stellte sich heraus, daß ich den Tabakkasten auf einen elektrischen Drücker gestellt hatte. Denken Sie sich nur, Herr Professor, der Homunkulide sagte, er sei mein Diener! Und er hat sich's nicht nehmen lassen, hat mir die Stiefel und den Rock weggenommen, und wenn ich nicht mit ihm raufen wollte, so mußte ich sie ihm lassen. Aber die Stiefel sind gut geputzt, alle Achtung, das hat er heraußen!«

»Ja, Lorenz, Sie sind ein großer Herr geworden.«

»Da mach' ich mir nichts daraus, vorläufig will ich Ihr Diener sein, ich will durch die zweitausend Jahre, die ich mit Ihnen verschlafen habe, nicht um meine Stellung kommen!«

»So bringen mir Euer Hochwohlgeboren mein Frühstück!«

»Sehr wohl, Herr Professor!«

Auf dem Gange traf Lorenz einen Homunkuliden. Er ging mit ihm zur Küche. Dort hantierte ein behäbiger Koch in blütenweißer Leinentracht, das traditionelle weiße Barett auf dem Kopfe.

»Das Frühstück für den Herrn Professor!« rief Lorenz. Im Namen seines Herrn strenge zu befehlen, hatte ihm noch immer Freude gemacht.

»Ist bereits fertig«, sagte der Koch und wies in den Nebenraum.

Auf einer langen Tafel in der Mitte lag ein kostbares Servierbrett. Ein Homunkulide stellte eben die Teekanne darauf. Lorenz musterte gewissenhaft all die Nahrungsmittel, die man für den Professor zusammengestellt hatte. Der Schinken und die Butter waren von unübertrefflicher Qualität.



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